
Fünf Fragen am Mittelkreis: Anthar Yahia
Dort, wo das Spiel beginnt, fragen wir unsere Spieler ein sprichwörtliches Loch in den Bauch. Fünf Fragen nach Persönlichem oder Sportlichem. Der Reihe nach hoffen wir auf gute Fragen und noch bessere Antworten, um bis zum Saisonstart ein buntes Bild unseres Kaders zu bekommen. Heute ist ein Algerier mit französischem Pass dran: unser Abwehr-Ass Anthar Yahia.
Wer spricht besser Deutsch – du oder Marc Pfertzel?
Beide ungefähr gleich. Wir versuchen so gutes Deutsch wie möglich zu sprechen. Ich hatte in der Schule zwei Jahre Deutschunterricht und habe mir hier ein Lehrbuch gekauft, in dem ich vor allem am Anfang viel gelesen habe. Deutsch ist eine echte Herausforderung. Ich habe ja ein Jahr in Italien gespielt und spreche seitdem ein bisschen Italienisch. Das ist für mich einfacher, weil es dort z.B. keine Artikel gibt. Wann sage ich „der“, wann „die“, wann „das“? Das ist schwierig, aber es wird besser. Erst letztens habe ich schon auf Deutsch gedacht! Das ist manchmal ziemlich verwirrend. Ich will jedenfalls nicht irgendwann weggehen und die Sprache nicht gelernt haben.
Wenn du einem Verwandten aus Algerien von Bochum erzählen müsstest, was würdest du sagen?
Immer werde ich gefragt: Wie findest du Bochum?...
Dann stelle ich eine andere Frage...
Nein! Ich habe hier ein gutes Gefühl! Wenn ich das nicht hätte, wäre ich nicht mehr hier. Das Umfeld ist sehr professionell, die Menschen sind sehr freundlich. Bochum ist eine kleine Stadt, in der man seine Ruhe hat und sehr gut leben kann. Das gefällt mir.
Du hast drei Jahre für den SC Bastia gespielt und schon häufiger gesagt, du könntest dir vorstellen, irgendwann nach Korsika zurückzukehren. Was fasziniert dich an der Insel?
Korsika ist eine sehr schöne Insel. Du hast alles, Meer und Berge und vor allem viel Ruhe. Dort kannst du machen, was du willst. Du kannst dir ein kleines Boot kaufen und fischen gehen. Du kannst einfach leben. Man sagt zwar, die Korsen seien sehr eigenwillige Menschen, ich habe aber fast nur positive Erfahrungen mit ihnen gemacht. Vielleicht gehe ich zurück, wenn ich 40 bin. Vorher habe ich noch andere Sachen zu tun.
Du hast bis zur U19 für Frankreich gespielt, danach hast du dich für Algerien entschieden. Hast du diese Entscheidung jemals bereut?
Nein, nie. Algerien ist mein Heimatland. Wenn ich auf dem Platz stehe und die Nationalhymne höre, vergesse ich alles. Sie gibt mir Kraft. Da geht es um die Freiheit meines Volkes, um den Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich. Das bedeutet mir sehr viel. Manchmal schießen mir während der Hymne sogar die Tränen in die Augen. So war es bei mir immer: Ich muss die Dinge mit Leidenschaft tun. Wenn die Leidenschaft weg ist, höre ich auf damit und mache was anderes.
Gibt es einen Gegenspieler, auf den du dich kommende Saison besonders freust?
Mir ist es egal, gegen wen ich spiele, ich habe vor allen Respekt. Natürlich vielleicht ein wenig mehr Respekt vor jemandem wie Luca Toni. Aber ich kann auch vor Spielen gegen große Namen gut schlafen. Die Hauptsache ist, dass kein Gegentor fällt. Wenn ich aber so darüber nachdenke, freue ich mich doch auf einen Spieler mehr als auf andere: Franck Ribéry. Wir haben über seine algerische Frau einen gemeinsamen Freund. Für den muss ich immer das Ribéry-Trikot besorgen. Einmal in der letzten Hinrunde ist mir das schon gelungen. Bald geht die Jagd weiter.